Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Regionalgruppe Ostprignitz-Ruppin

ADFC kritisiert Beermann für Ablenkungsmanöver

Der ADFC Brandenburg kritisiert Verkehrsminister Beermann scharf für seinen Vorstoß einer Helmpflicht und fordert sichere Infrastruktur für Radfahrende stat Helmpflicht.

PRESSEMITTEILUNG
ADFC Brandenburg e.V.
Potsdam, den 4. September 2023


ADFC kritisiert Beermann für Ablenkungsmanöver: Sichere Infrastruktur für Radfahrende statt Helmpflicht

Der ADFC Brandenburg kritisiert Verkehrsminister Beermann scharf. Dieser hatte in einem MAZ-Interview eine Helmpflicht auf dem Fahrrad für eine „sinnvolle Überlegung“ gehalten. Dazu Christian Wessel, stellv. Landesvorsitzender des Brandenburger Fahrradclubs:

„Wir sind höchst verwundert über diesen Vorstoß von Herrn Beermann, solch eine ausgediente Idee ins Spiel zu bringen. Dass jetzt von ihm die Helmpflicht als eine zentrale Maßnahme zur Erhöhung der Verkehrssicherheit auf die Agenda gesetzt wird, ist für uns ein klares Ablenkungsmanöver vom eigentlichen Thema: Im Mobilitätsgesetz haben wir gemeinsam mit ihm zentrale Maßnahmen zur Verkehrssicherheit entwickelt. In all den Monaten der Verhandlung war eine Helmpflicht nie Thema. Herr Beermann verkennt mit seinen Aussagen völlig das Verhandlungsergebnis, das er mit uns und 13 weiteren Vertretern anderer Verkehrsträger erarbeitet hat.“

Wessel weiter: „Wie sicherer und attraktiver Radverkehr funktioniert, kann man in den Niederlanden sehen. Erstklassige Infrastruktur, viele Radfahrer, niemand trägt dort einen Helm. Bei der Einführung einer Helmpflicht geht die Nutzung des Fahrrads zurück, wie Zahlen zum Beispiel Kanada belegen. Wie will der Minister so seine verkehrspolitischen Ziele für Brandenburg erreichen?

Denn worum es eigentlich gehen muss, ist eine Neuordnung des Straßenraums. Unsere Straßen sind bisher nur auf den Autoverkehr, aber nicht auf die Bedürfnisse von Menschen außerhalb von Autos ausgerichtet. Das muss sich dringend ändern, denn entgegen dem Trend bei den Unfällen insgesamt, nehmen Fahrradunfälle weiter zu. Sicherer Radverkehr braucht eigene, gute Wege und Tempo 30 auf innerörtlichen Straßen, damit Jung und Alt sicher mit dem Rad unterwegs sein können. Tempolimits hat das Brandenburger Verkehrsministerium in den Verhandlungen zum Mobilitätsgesetz leider konsequent abgelehnt.

Mit seinem Vorstoß macht er Opfer zu Tätern. Dabei ist der Hauptunfallgegner bei Fahrradkollisionen das Auto. In 75 Prozent der Fälle ist die Person im Auto Hauptverursacher. Schlecht gestaltete Kreuzungen und Einmündungen sind die Hauptunfallorte von Radfahrenden. Man muss also vor allem an die Infrastruktur ran.“

Hintergrundinformationen für die Presse

Hintergrund Helmpflicht

In Ländern, in denen eine Helmpflicht eingeführt wurde, wie z.B Kanada ist dadurch die Fahrradnutzung zurückgegangen (vgl. https://www.zukunft-mobilitaet.net/24333/analyse/radhelmpflicht-wirkung-nutzen-pro-contra-kanada/). Damit wird also  das Gegenteil erreicht von dem, was wir erreichen müssen, nämlich dass mehr Menschen aufs Fahrrad umsteigen. Andersrum wird ein Schuh draus:
Dort, wo es sichere Radwege gibt, braucht man keine Helmpflicht – es werden sogar kaum Helme getragen. Die Niederlande machen es vor. Je mehr Menschen aufs Rad steigen, desto größer wird die Aufmerksamkeit für Radfahrerinnen und Radfahrer. Dieser „safety in numbers“-Effekt erhöht die Verkehrssicherheit. Die Niederlande sind das Land mit den wenigsten tödlichen Radunfällen.

Hintergrund Brandenburger Mobilitätsgesetz

Der geeinte Entwurf wurde vor der Sommerpause an die Fraktionsspitzen übergeben. Morgen (Dienstag, 5. September 2023) findet wieder eine Kabinettsitzung der Landesregierung statt. Dort soll der Entwurf zum Mobilitätsgesetz diskutiert werden.

Im Auftrag des Landtags und unter der Federführung des Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung hat die Landesregierung gemeinsam mit der Volksinitiative „Verkehrswende Brandenburg jetzt!“ den Entwurf für ein Mobilitätsgesetz erarbeitet. Das Gesetz soll die rechtlichen Grundlagen für eine klimaverträgliche und sozial gerechte Mobilität in allen Teilen Brandenburgs schaffen.

Über den ADFC Brandenburg

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit über 220.000 Mitgliedern die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik und Tourismus. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs.

Der ADFC Brandenburg hat landesweit 3.800 Mitglieder und setzt sich für die Verkehrswende mit dem Fahrrad in Brandenburg ein. Vor Ort engagieren sich hunderte Mitglieder in 24 Orts- und Regionalgruppen des ADFC für die Verbesserung des Fahrradklimas.


https://opr.adfc.de/pressemitteilung/adfc-kritisiert-beermann-fuer-ablenkungsmanoever

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