Woran das Brandenburger Mobilitätsgesetz zu scheitern droht

Im Laufe des Gesetzgebungsverfahrens wurde der Entwurf zum Brandenburger Mobilitätsgesetz immer weiter entkernt. Die Volksinitiative fordert die Regierungskoalitionen auf, die Änderungen im parlamentarischen Beteiligungsverfahren zurückzunehmen.

Pressemitteilung
22. September 2023

Woran das Brandenburger Mobilitätsgesetz zu scheitern droht


Potsdam, den 22. September 2023: Im Juli stellte das Bündnis Verkehrswende Brandenburg den Kompromiss für ein Mobilitätsgesetz vor. Gemeinsam mit Minister Beermann und den Spitzen der Regierungsfraktionen, die in dem Kompromiss die Chance sahen, um Innovationstreiber und Taktgeber für eine Verkehrswende auch über die Grenzen Brandenburgs hinaus zu werden. Inzwischen sind wesentliche Inhalte des Gesetzes gestrichen worden. Von Innovation ist nichts mehr zu spüren. Am heutigen Freitag startet die Beratung über das Gesetz im Landtag. In den nächsten Wochen wird sie in den Ausschüssen fortgesetzt.


Dazu erklärt Fritz Viertel, Landesvorsitzender des ökologischen Verkehrsclubs Deutschland (VCD):
„Die Regierungsfraktionen von SPD, CDU und GRÜNEN müssen unter Beweis stellen, wie ernst es ihnen mit einer zukunftsfähigen Mobilitätswende in unserem Land ist und ob sie ihr Wort gegenüber unserer Volksinitiative einhalten. Wir erwarten, dass die vom Kabinett vorgenommenen Streichungen im Gesetzentwurf zurückgenommen werden. Das selbst gesteckte Ziel der Koalition, den Anteil der öffentlichen Verkehrsmittel sowie des Rad- und Fußverkehrs bis 2030 auf 60 Prozent zu erhöhen, wird ohne deutlichen Ausbau von Bahn und Bus, ohne ein landesweit getaktetes Liniennetz und ohne stärkere Zusammenarbeit zwischen Land und Kommunen nicht zu erreichen sein.“


Auch Christian Wessel, der für den ADFC das Verkehrswendebündnis vertritt, vermisst den deutlichen Gestaltungswillen der Regierung.
„Wir glauben der Landesregierung nicht mehr, dass sie die Verkehrswende will. Wenn im Gesetz jegliche Paragraphen zur Förderung des Rad- und Fußverkehrs mit dem Zusatz „nach Maßgabe des Haushaltes“ versehen werden, ist dies peinlich. So etwas findet sich so in keinem anderen Gesetz. Wir erwarten von Ministerpräsident Woidke, dass er im Rahmen der Haushaltsplanung Verantwortung übernimmt und einen sinnvollen Finanzrahmen für die Umsetzung des Mobilitätsgesetzes zur Verfügung stellt. Die Mobilitätswende gibt es nicht zum Nulltarif.“


Franziska Sperfeld, Landesvorsitzende des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), fügt hinzu:
„Ministerpräsident Woidke und seine Regierung hat sich das Ziel gesetzt den Autoverkehr innerhalb der nächsten sieben Jahre um 19 Prozent zu reduzieren. Von jetzt 59 auf 40 Prozent. Gleichzeitig wird der Ansatz der angebotsorientierten Planung, der Menschen gezielt Alternativen zum eigenen Auto bieten soll, aus dem Gesetzesentwurf herausgestrichen. Wir sehen nicht, wie das zusammenpasst. Angebote nur an der prognostizierten Nachfrage zu orientieren, führt vor allem im ländlichen Raum zu immer weiteren Abbestellungen im öffentlichen Verkehr. Das zwingt die Menschen ins Auto.“


Hintergrund

Vor drei Jahren hatte das Bündnis Verkehrswende Brandenburg die Volksinitiative Verkehrswende
Brandenburg jetzt! gestartet und über 28.500 Unterschriften gesammelt. Daraufhin hat sie von der
Regierungskoalition den Auftrag erhalten, zusammen mit dem Verkehrsministerium ein Mobilitätsgesetz zu verhandeln. Dies zog sich zwei Jahre hin, aber am Ende einigte man sich auf einen gemeinsam getragenen Gesetzesentwurf. Bei der Übergabe des Gesetzestextes an die Regierungskoalition im Juli diesen Jahres bekräftigten alle Fraktionssprecher noch, dass man den ausgehandelten Kompromiss begrüßt. Inzwischen sind wichtige Regelungen aus dem Entwurf gestrichen worden.Über das Bündnis Verkehrswende Brandenburg

Unser Bündnis ist ein Zusammenschluss von Brandenburger Verkehrs- und Umweltverbänden, von
Gewerkschaften und Jugendorganisationen. Es vertritt damit ein breites gesellschaftliches Spektrum. Das Bündnis wurde ins Leben gerufen von VCD Brandenburg, ADFC Brandenburg und BUND Brandenburg.

Im Bündnis engagieren sich außer den genannten Verbänden auch Argus Potsdam, die Brandenburgische Studierendenvertretung, die BUND Jugend, Changing Cities, der Deutsche Bahnkundenverband, die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Fridays For Future Brandenburg, die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Greenpeace, Grüne Liga Brandenburg, der NABU Brandenburg, Potsdam autofrei, das Umweltbüro der Evangelischen Kirche und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen – Landesgruppe Ost (VDV Ost) für eine klimaverträgliche Mobilität in Brandenburg.


Pressekontakte:

für allg. Anfragen VCD Brandenburg • Anja Hänel (Geschäftsführerin) • Tel. 0331/201 55 60
mobil 0176 320 55 610 • presse@vcd-brandenburg.de.
ADFC Brandenburg • Christian Wessel (stellv. Landesvorsitzender) • 0173 2003200
BUND Brandenburg • Franziska Sperfeld (Landesvorsitzende) • 0178 1448239
VCD-Brandenburg • Fritz Viertel (Landesvorsitzender) • 01522 6122467
 


https://opr.adfc.de/pressemitteilung/woran-das-brandenburger-mobilitaetsgesetz-zu-scheitern-droht

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 200.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

    weiterlesen

  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

    weiterlesen

  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

    weiterlesen

  • Worauf sollte ich als Radfahrer*in achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

    weiterlesen

  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

    weiterlesen

  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

    weiterlesen

Bleiben Sie in Kontakt